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Geschichte des Hauses

Auszug aus dem historischen Prospekt um 1910.

Hitthim & Högin - Nach einer alten Sage

Mächtig und gerecht herrschte der Normannenkönig Hithim über Land und Meer. Stolz durchfurchten seine Schiffe mit dem hoch auftragenden Drachenkopf am Bug die schäumende See und niemand im weiten Umkreis konnte seiner Macht widerstehen. Ebenso stolz, klug und schön, teilte seine Gemahlin Hilde, die Tochter des Jütenkönigs Högin mit ihm den Thron der Normannen. Wo sie an der Seite des Königs erschien, jubelten ihr die Menschen zu, denn sie war gütig und milde, half den Armen und schützte die Entrechteten.Wen auch der Zorn Hithims traf, Hilde leistete Fürsprache und hatte sich damit und mit ihrer strahlenden Schönheit die Liebe des Volkes errungen.

Einst hatte Hithim die Liebe der jungen Königstochter am Hofe in Jütland gewonnen. Schwer war es dem reichen Högin geworden, seine einzige geliebte Tochter über das Meer ziehen zu lassen und die Sehnsucht nach ihrem frohen Lachen, ihrer Freundlichkeit und ihrem klugen Rat verließ ihn nie. Die Freundschaft zu Hithim, dem tapferen König der Nordmänner aber tröstete ihn über den Verlust hinweg, wenn auch noch immer ein kleiner Stachel in seinem Herzen saß und ihn in einsamen Stunden schmerzte.

Thorbjörn, der finstere Normanne, lebte einsam auf der Burg des Jütenkönigs. Einst hatte er vom Königshofe Hithims fliehen müssen. Seine heimlichen Intrigen, mit denen er den König zu stürzen suchte, hatten ihn zum Flüchtling werden lassen und noch immer schwärte in seinem Herzen grimmiger Hass  gegen Hithim, dem König des Nordreiches.

Hatte er heimlich erhofft, die strahlend schöne Hilde und damit den Thron der Jüten zu gewinnen, so starb dies Hoffnung mir der Hochzeit der Prinzessin und verdoppelte den Hass des Ausgestoßenen gegen seinen fernen König.

Mehr und mehr schlich er sich in das Vertrauen seines Gastgebers. Gefüllt von stiller Trauer über die ferne Tochter, lauschte Högin nur zu gern den Einflüsterungen des rachsüchtigen Thobjörn. Geschickt versuchte dieser, das Vertrauen und die Freundschaft zwischen den beiden Königen zu untergraben. Jedes seiner Worte war mit Gift getränkt. Mehr und mehr erlag der arglose König seinen Verleumdungen.

Eines Abends, als Högin trauernd mit finsterer Miene am prasselnden Feuer des Kamin saß, wusste Thorbjörn seine Stunde ist gekommen.

„König,“ sprach er mit heuchelnder Freundschaft „ Ich habe dir eine schlimme Nachricht zu überbringen, aber ich weiß nicht, ob ich es tun sollte. Deine Freundschaft liegt mir zu sehr am Herzen!“

„Nie waren wir Freunde und werden es auch nie sein! Aber sprich – ich will dir zuhören!“

Tief verneigte sich Thorbjörn mit hämischen Lächeln. „Ich will es wagen! Meine Achtung vor dir gebietet mir, Deine Ehre vor allem Volke zu wahren und zu verteidigen. So höre denn: Lange, bevor König Hithim nach Jütland kam, um deine Tochter zu freien, hat er sich heimlich mit ihr am Strand des brausenden Meeres getroffen und sie entehrt. Verzeih, mein König, dass ich dir diesen Kummer antun muss. Meine Liebe zu dir trieb mich dazu!“

Auf sprang Högin, der Stolze. Seine Hand zuckte nach dem Griff des Schwertes. „Du wagst es, meine Tochter zu beleidigen? Dafür hast du den Tod verdient. Verteidige dich, wenn du es kannst. Sonst ist dein Leben verwirkt.“

„Ich kann es beweisen! Eine Magd, Gespielin deiner Tochter, hat es belauscht. Lange hat sie das Wissen um diese Schande ertragen. Schließlich hat sie mir ihre Seelennot geklagt. Frage sie selbst!“

Die gekaufte Magd wurde gerufen und warf sich angstvoll vor dem König zu Boden. Thorbjörn hatte sie wohl beraten und so breitete sie die schlimme Verleumdung, die noch soviel Not über die Männer bringen sollte, vor dem zornbebenden König aus.

Die stolzen Hallen der Königsburg bebten vor der Wut des Königs. Boten jagten durch das Jütenland. Der Högin rief alle Krieger zum Rachefeldzug gegen das Nordreich. Nur im Blut der Feinde konnte die Schmach ertränkt werden. Die Drachenschiffe der Jüten richteten ihren Bug nach Norden. Schilder und Schwerte blinkten in der untergehenden Sonne und finster stand der König am Bug, gestützt auf sein breites Schwert.

Hithim und seine Gemahlin jagten in den dichten Wäldern den Ur und den grimmen Eber. Nur wenige seiner Getreuen begleiteten ihn. Nichts konnte ihre Freude trüben. Das Land hatte Frieden und gute Freunde. Wege und Stege waren durch des Königs Reisige gesichert und das Volk liebte seinen König und seine strahlende Königin.

Hoch auf dem Felsen über dem Meer rasteten sie von heißer Jagd. Blendend lag die Sonne über dem Spiel der Wogen. Nichts deutete auf das nahende Urteil hin.

„Ich erkenn Segel in der Ferne!“ Die junge Königen erblasste. “Mir wird so weh bei ihrem Anblick. Ich sehe Blut und Not. Lass uns fortreiten!“

„Ich kenne meine tapfere Königin nicht wieder! Fasse wieder Mut. Sei glücklich! Ich kenne das Zeichen in den Segeln. Es sind Freunde aus Jütland. Und, wenn mich die Augen nicht trügen, fährt allen voran das Königsschiff. Es ist dein Vater! Lass uns zum Strand reiten, um ihn würdig zu empfangen!“

Eilig trugen die Rosse den kleinen Zug über die Felsen hinunter zu Wasser. Rauschend näherte sich das stolze Wogenross des Jüten und schob sich mit knirschendem Kiel auf den Strand.

„Willkommen im Land der Nordmänner! Gruß den kühnen Seefahrern aus dem fernen Jütenland. Gruß besonders dir, König! Dein Kommen wird Freude in unser Land bringen!“

„Nicht als Freund komme ich. Die Bande zwischen uns sind zerschnitten. Du brachtest Unehre über mein Haus und sollst dafür büßen. Rüste dich zum Kampf!“

Der grimme Högin war taub gegen alle Beteuerungen. Ohne zu wissen, was ihm vorgeworfen wurde, musste sich König Hithim zum Kampf stellen.

Weinend trat die schöne Hilde zwischen die Kämpfer, aber ihr Vater wollte ihre Verzweiflung nicht sehen. Rasend vor Zorn warf er sich auf den Jüngeren und hieb auf ihn ein, dass dieser sich mit allen Kräften wehren musste. Achtungsvoll standen die Männer um das Ringen der Könige. Schon bluteten beide aus vielen Wunden. So sehr auch Hithim den Vater seiner Gemahlin schonen wollte. Er musste all sein Können aufbieten.

Da erwachte in Hilde der Stolz ihres Geschlechtes. In wildem Trotz warf sie sich zwischen die blitzenden Schwerter.

„Vater! Ehe du mir meinen geliebten Mann erschlägst, erschlage mich, deine Tochter. Niemals tat Hithim etwas Unehrenhaftes. Dieser Kampf bringt dir wenig Ehre und viel Schmach!“

Wortlos drehte sich Högin um und schritt müde davon. Nun hatte er seine Tochter endgültig verloren. Ehrlos glaubte er sich, weil er die Schande der Tochter nicht gerächt hatte. Triumphieren würden sie über ihn und seine Mannen, würden sich von ihm abwenden.   

In finsterem Brüten saß er Jahr für Jahr auf seiner einsamen Burg hoch über dem Meer.

Nur seine engsten Vertrauten durften sich ihm nähern. Thorbjörn, den Normannen, hatte der König verbannt und seine Freunde verließen ihn einer nach dem anderen.

Nach sieben Jahren rüstete der König sich ein letztes Mal. Es galt ihm, seine und der Tochter Ehre zu retten. Eine kleine Insel im Ostmeer wurde die Wallstatt.

Noch einmal wollte Hithim den Zornigen begütigen, aber der suchte den Tod und wollte den Feind mit in das Reich der Finsternis nehmen. Hilde weinte und flehte. Das Herz ihres Vaters war in den sieben Jahren versteinert. Und so kam es wieder zum Kampf.

Es wurde für beide der letzte. Aus unzähligen Wunden blutend lagen sie auf dem Rasen, beweint von der untröstlichen Hilde.

Da verfluchte sie die Götter, die den Tod der beiden Helden beschlossen hatten und die zauberkundige junge Königin beschwor die Toten zur Nachtzeit zu neuem Leben in tiefer Sehnsucht zu Mann und Vater. Aber der Hass währte über den Tod hinaus.

Noch in den wenigen Nachtstunden, in denen sie zum Leben erwachten, setzten sie den wilden Kampf fort bis die Sonne aufging. Und so blieb es Winter und Sommer.

Die Insel aber, auf der dieser Kampf stattgefunden hatte, trug für alle Zeiten den Namen „Insel des Hithim“ aus dem später Hithinsö oder Hiddensee wurde.